AUS DEM GLEICHGEWICHT

Durch einen – ohne Vorankündigung - kompletten Ausfall meines Gleichgewichts-Organs „Neuritis Vestibularis“ stand, bzw. lag ich Ende Juli 2015 plötzlich neben meinem aktiven Leben. Ich wusste nicht mehr, wo oben und unten war.

Nach einem ein-wöchigen Krankenhausaufenthalt mit Infusionen entwickelte sich der Wunsch in mir, diese Krankheit aus der Sicht und dem Gefühl des Patienten dem Umfeld, den Ärzten und dem Pflegepersonal zu schildern bzw. durch meine Malerei darzustellen.

Auch war es für mich wichtig, meine Hilflosigkeit, Angst, Unsicherheit, manchmal auch Hoffnungslosigkeit auszudrücken, ohne meiner Familie und Freunden zu sehr auf die Nerven zu gehen. Und so entstand diese Bilderserie, die ich

„Aus dem Gleichgewicht“

nenne.

So hat alles begonnen

Am 27. Juli 2015 beim Abschlag auf Loch 17 im Golfclub Montfort – Rankweil.
Erste Visite – im Krankenhaus

So verzerrt und verschwommen habe ich damals im Krankenhaus meine Umwelt gesehen.
Am Krankenbett: - Immer noch im Krankenhaus

Gleiche Situation. Nur Augen zu ---- und alles was ich zu mir nahm, kam wieder hoch. Ich konnte auch noch nicht lesen und kannte daher auch die Namen der Pfleger nicht! Auch das Gehen war für mich noch unmöglich.
Hilflosigkeit – immer noch im Krankenhaus

Ich fühlte mich im Krankenbett wie in einem dunklen tiefen Graben. Es war niemand da, der mir heraus helfen konnte. Keine Hand, keine Stimme – ich konnte nur die Augen schließen und hoffen.......
Angst – immer noch im Krankenhaus

Diese Angst überfiel mich, als ich mich im Krankenhaus das erste Mal im Spiegel sah.
Verzweiflung (Seegang im Kopf) – bereits wieder zu Hause

Ich war rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Beim Gehen hat es mich schon nach 3 Schritten „versetzt“, einmal nach links, dann wieder nach rechts.
Diese Bild soll das Gefühl darstellen, das ich andauernd im Kopf hatte: Ein Luftballon, gefüllt mit Wasser, den man von einer Hand in die andere wirft. Das Wasser in den Luftballons schwappt immer nach!!!!!
Turnaround 1

Die Suche nach dem Gleichgewicht durch Drehen und Verlagern des Kopfes. Es ist immer ein wenig anders, aber nie besser. Es war aber ein Versuch. Dieses Bild kann man von allen Seiten betrachten. Es zeigt immer ein anderes Gesicht.
Turnaround 2

Gleiche Erklärung wie Bild Turnaround 1. Ich möchte damit zeigen, dass auch Menschen mit braunen Augen vor dieser Krankheit nicht gefeit sind.
Hoffnung

Dieses Bild entstand nach der letzten Untersuchung Ende September nach 2 Monaten Krankheit. Die für mich traurige Diagnose lautete:
Der Gleichgewichtsnerv „links“ hat sich leider nicht regeneriert – jetzt muss die rechte Seite diese Funktion übernehmen. Und dies kann noch weitere 2 – 3 Monate dauern.
Die linke Gesichtshälfte ist dunkel - das Gleichgewicht auf der linken Seite hat sich verabschiedet.
Die rechte Gesichtshälfte ist hell, d.h. der Gleichgewichtsnerv rechts ist intakt und strahlt Zuversicht aus.
Die hellen Bogen zwischen diesen beiden Gesichtshälften stellen die Verbindung/Vernetzung dar, die - so hoffe ich - bald zu funktionieren beginnt.
Akupunktur – ein Versuch:

Auch ein Versuch mit Akupunktur führte nicht zum erhofften Erfolg
Watte im Kopf:

Oft habe ich das Gefühl, als wäre mein Kopf gefüllt mit weicher Watte, die ich gerne herausholen möchte
Geflickt und verbunden:

Mein Kopf fühlt sich immer noch an wie notdürftig geflickt und schlecht verbunden
Tägliches Üben:

Tägliches Üben für Koordination und Gleichgewicht steht bei mir nach wie vor auf dem Programm
Das Pendel im Kopf

„Das Pendel im Kopf“ – mein derzeitiger Zustand (Dez. 2016)
Das Gitter als Rahmen des Bildes stellt die Krankheit dar, in der ich immer noch „gefangen“ bin.
Das „Pendel“ stellt mein Gefühl beim Gehen dar – es schwingt hin und her.
Es tut nicht weh, wird wie von Watte gebremst, aber bewegt sich ständig, wenn ich mich bewege.
Die rechte Bildseite - in freundlichem Rot - mit den aufsteigenden Perlen drückt meine Hoffnung auf Besserung aus.
Alles wieder im Lot

So könnte das letzte Bild der Serie aussehen, wenn ich die Krankheit endlich ganz überwunden habe und alles „wieder im Lot“ ist. Und dass ich das Kapitel endlich beenden kann.



Bezeichnungen: MT = Mischtechnik, LW = Leinwand